Über Totschlagargumente

Es war die Gemeindeversammlung in der Biberena am 8. Dezember 2015, die ich damals als Gast und Ausländer zugleich miterleben durfte. Die wohl spannendste und folgenreichste Abstimmung des Jahrzehnts oder seit Jahrzehnten. Soll Biberist auf das Geschäft «Top 5» eintreten oder nicht.

Das Ergebnis ist bekannt: wir haben unsere Identität gerade noch erhalten können und bleiben weiterhin im «Einheitsbrei» der Schweiz (Biberist ist eine der Gemeinden, deren Wahlergebnis extrem nahe dem des Gesamtschweizerischen liegt – vergleichen Sie’s nur). Eine Gemeinde, die sich in meiner Wahrnehmung der Argumentation vor lauter Identitätsverlustängsten, Bürokratieerweiterung und Fremdbestimmung von «geistig präzisen, eloquenten und differenzierten» Argumenten hat abbringen lassen, mit der gesamten Region einen enormen Mehrwert zu generieren.

Erinnern Sie sich noch an diese Argumente? Ich gebe Ihnen meinen Topkandidaten für die Schweizer Charts der wohl übelsten Totschlagargumente bekannt: die «Katze im Sack!». An dieser Stelle einen Gruss an die SVP! Unglaublich, dass sich das mündige Volk so einfach beeinflussen lässt. Die Katze im Sack. Grossartig!

Damit, meine lieben MitbürgerInnen, ersticken Sie jede Diskussion im Keim. Wirklich jede. Wenn Sie vorgefasste Meinungen haben und diese mit genau solchen hohlen Phrasen bestätigt werden, ist eine Diskussion nicht mehr möglich. Denn es geht nicht um das Ziel eine Diskussion zu führen, sondern um die Komplexitätsreduzierung auf einen nicht mehr verwertbaren Rest Schneckenschleim. Das funktioniert herrlich, denn weder müssen wir landläufigen BürgerInnen diese Themen bis ins letzte Detail verstehen, noch recherchieren und können uns somit gemütlich zurücklehnen bis die Katze den Sack verlässt.

Weiteres Beispiel eines Totschlagargumentes: die FDP möchte immer die Kostenseite stark regulieren – und das als Liberale und Freisinnige (was für ein Widerspruch). Also kommen sie mit ihrem Totschlagargument «Da muss man die Prozesse effizienter gestalten!». Wie soll man das Gegenteil beweisen??? Mit dem einzig richtigen Argument, dass es effizienter eigentlich gar nicht gibt? Wussten Sie das? Es gibt kein «effizienter». Es gibt eine oder mehrere effiziente Lösungen zu einem Problem und mindestens eine davon ist dominant und damit auszuwählen.

Wussten Sie nicht?

Soll ich Ihnen mal eine Beispielantwort geben und zeigen, wie fies und unnütz die Diskussionskultur der Totschlagargumente für eine Gesellschaft sein kann?

«Sie haben ja noch nicht mal studiert. Das können Sie gar nicht wissen.»

Cagaty Blaser

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